Captains house


Kobold Gruno - Vom Missgeschick

Von Ellen Scheel


Es lebte einmal vor langer Zeit der Kapitän Gruno auf der schönen Nordseeinsel Föhr. Geboren wurde er am 12.10.1634 (in der Nacht der zweiten verheerenden Sturmflut, genannt die Große Mandränke) in Middlum. Er wuchs bescheiden aber geliebt auf. Mit zwölf Jahren fuhr Gruno zum ersten Mal auf Walfang. Zusammen mit seinem Vater und seinem Onkel erlebte er diese völlig andere Welt, bestehend aus Verzicht und sehr schlechten Gerüchen (ein alter Walfänger hat berichtet, dass man sich an den Gestank des Trankochens gewöhnt. Na ja, glauben wir es ihm). In den Wintermonaten erlernte er, wie die meisten ledigen Männer der Insel, in der Süderender Kirche bei Pastor Petri die Kunst, ein Schiff zu führen. Dieses Fachwissen bescherte den Männern von Föhr eine bessere Position auf den Mutterschiffen, und sie stiegen nicht selten bis zum Kapitän auf.


Im Frühjahr, so Ende Februar - Anfang März (nach dem Biikebrennen am 21. Februar), verließ Gruno, wie die meisten Inselmänner (manchmal waren es über tausend) seine Heimat, um vor Grönland die größten Säugetiere dieser Erde zu erlegen. Diese Arbeit war nach der Großen Mandränke ein Rettungsstrohhalm für die Familien, denn die nach der Flut zurückgebliebene, versalzene Erde war für die Landwirtschaft nicht mehr zu gebrauchen. Die Frauen blieben meist zuhause und hielten das normale Leben so gut es eben ging am Laufen. Gruno liebte es, aufs Meer hinaus zu fahren und dann auch wieder sein Familienleben an Land. Er war ein gestandenes Mannsbild mit Charakter und allen Eigenschaften, die ein Seemann so braucht … und ein stolzer, pfiffiger Ehemann und Vater noch dazu.


Church


Im Jahr 1684 zählte Gruno zu den erfolgreichsten Walfängern der Insel. Wohlstand und Güte regierten in seinem Haus, dessen Eingang zwei Unterkieferknochen eines Wals zierten. Es war Zeit sich zur Ruhe zu setzen, und er fuhr zum ersten Mal nicht mit den anderen Männern zum Anheuern nach Holland, sondern er wollte endlich einmal einen Sommer zu Hause erleben.


Die Tage wurden wärmer, der Frühling war fast vorbei, da schlug der Blitz in das neuerbaute Haus von Anna und Gruno ein ... oh, weh!!! Ein großer Schaden entstand, und die Familie hatte weder eine Versicherung noch genug Geld auf der hohen Kante. Natürlich bot die Inselgemeinschaft (wie immer in Notfällen) der obdachlosen Familie Hilfe an. Doch Gruno war viel zu stolz um diese Unterstützung anzunehmen. Es half alles nichts. Er musste noch ein letztes Mal auf Fahrt gehen. Seine Frau Anna war sehr traurig. Sie wollte lieber in einem Stall und auf Holzkisten wohnen, wenn ihr Ehemann doch bleiben würde. Das kam für Gruno jedoch nicht in Frage. Er versprach ihr, bald gesund und reich zurückzukommen. Alles Weinen und Betteln half nichts. Gruno fuhr los.


Er hatte Glück und konnte noch auf einem Mutterschiff anheuern, dann ging es mit Walfängern, Speckschneidern und Trankochern Richtung Nordmeer. Meerminnen kreuzten den Weg der Männer vor Spitzbergen und warnten sie vor einem Unglück, aber die Männer hörten nicht auf die Warnung, sondern machten noch Scherze.


Kacheln


Nun, das Mutterschiff lief vor der Küste Grönlands auf Packeis und versank im eisigen Meer. Einige Männer, darunter auch Gruno, konnten sich auf Eisschollen retten und gingen zu Fuß Richtung Festland. Hungrig und unterkühlt nahm ihr Leben ein grausames Ende. Gevatter Tod erschien und sammelte die Seelen der Seefahrer ein ... nur Gruno wollte nicht aufgeben. Sein Geist lief weiter und weiter und weiter.


Zeit seines Lebens hatte er noch nie ein Versprechen gebrochen oder eine Verabredung nicht eingehalten und schon gar nicht seine geliebte Frau enttäuscht. Dieses Verhalten forderte natürlich seinen Preis. Die Seele verwandelte sich in einen Kobold … einen unsichtbaren Kobold. Blöd aber auch, dass ein Kobold nicht alles haben kann. Zu Hause sah er zu, wie seine zwei Jungen zu guten Erwachsenen wurden (beide wanderten später nach Amerika aus). Gruno half so gut es ging, unbemerkt, bei allen Arbeiten, die im Hause anstanden. Er blieb bei seiner Frau bis diese starb, und als sie beerdigt wurde war er so traurig, dass auch er sterben wollte.


Nun, Gevatter Tod war aber noch beleidigt. Gruno war ihm vor Jahren von der Klinge gesprungen, und nun weigerte er sich, dem Walfänger die ewige Ruhe zu gewähren ... da könnte ja jeder kommen. Der Kobold wollte nichts mehr sehen und hören. So verkroch er sich in einen Baum. Die Trauer wollte nicht vergehen, und nach ein paar Jahrzehnten schlief er ein und erwachte erst wieder durch einen furchtbaren Krach in der Nachbarschaft. Ein Heimatmuseum wurde restauriert, und das fand Gruno bei näherem Hinsehen richtig gut. Naja, gebaut wurde ja immer, und er drehte sich auf die Seite und schlief wieder ein. Kinderlachen aus einer Schulgruppe weckte ihn nach ein paar Jahren wieder auf, aber diesmal war er richtig wach, und er sah sich das moderne Föhr an. Sehr schön fand er es, und so blieb er auf der Insel.


Die Monate vergingen und es wurde wieder einmal Februar. Das traditionelle Biikebrennen stand an (das Biikefeuer verabschiedet die Walfänger und Seefahrers von der Insel und vertreibt die bösen Wintergeister). Normalerweise war das kein Problem für Gruno, denn als seine Frau noch lebte war er ein guter "Hilfe in Not"- Kobold gewesen. Als er die drei Jahrhunderte im Baum verschlief, wurde er vom Feuer nicht bemerkt. Nun aber verbitterter er jeden Tag ein wenig mehr und es machte ihm Spaß mit den Menschen einseitige gemeine Späße zu treiben. Das Feuer erfasste ihn und brannte schmerzhaft auf seiner Haut. Es blieb nur eins … Flucht!

Nur, wohin?

Neben dem Heimatmuseum wohnte ein ideenreicher und erfolgreicher Unternehmer. Herr Petersen wollte zum Flugplatz um einigen Standorten seiner Firma im In- und Ausland (insgesamt 30) einen Besuch abzustatten. Die einzige Chance für Gruno, dem Feuer zu entkommen. Im letzten Moment sprang er ins laufende Taxi, und dort machte er es sich im Reisekoffer bequem. Herr Petersen nahm Gruno unbemerkt mit auf Geschäftsreise.


Dass dem klugen Mann, seit dem Verlassen der Insel viele Missgeschicke passierten, hakte er als Zufall ab. In Wirklichkeit war Gruno dafür verantwortlich, wenn die Zahnpastatube in der Kulturtasche auslief, Marmelade vom Brötchen fiel und auf seinem neuen Schlips landete oder das Taxi nicht pünktlich war. Doch das erahnte niemand. Viele Länder hatte der Kobold gesehen, und die neuen Eindrücke gefielen ihm. Zudem war Herr Petersen ein sehr angenehmer Reisegefährte.


Biikebrennen


Es war im Sommer, und die beiden besuchten Kiel. Eine Aufsichtsratssitzung stand im Terminkalender, und der Kobold schlüpfte einmal mehr aus der Arbeitstasche, um sich die Gebäude der Firma anzusehen. Seit dem Tod seiner Frau war er sehr einsam. Er hatte alles verloren und Neid auf die Lebenden brachte ihn dazu, diese zu ärgern. Kein feiner Zug, aber das liegt einfach in der Natur eines Koboldes, er konnte gut oder schlecht sein und heute war er eben böse.


Das Produktionsgebäude faszinierte ihn. Toll, so viele technische Geräte, die er verstellen konnte und so viele Menschen, die er verwirren konnte. Einfach einmal die Tür zu einem sterilen Bereich öffnen. Super … diese verdutzt, erschrockenen Reaktionen der betroffenen Mitarbeiter! Klasse, das läuft doch … einfach prima! Ein guter Tag!


Herr Petersen saß unterdessen im Konferenzraum des Hauptgebäudes. Er war ein wenig müde von der Anreise, und sein Rücken machte ihm Probleme. Alles Geschäftliche war in Ordnung, und so konnte er früher als geplant wieder abreisen. Dass der Missgeschick-Kobold in seinem Gepäck fehlte, bemerkte er selbstverständlich nicht. Glück für Herrn Petersen und oh weh, die arme Firma!


Gruno war in seinem Element. Gerade ließ er Colaflaschen im Automaten zerplatzen, als er zufällig auf die Uhr schaute. Mist, so spät schon … nun aber schnell in das andere Gebäude und in die Tasche von Herrn Petersen geschlüpft … aber zu spät. Er hatte die Abfahrtzeit verspielt, und nun stand er einsam im Treppenhaus und schaute dem Taxi von Herrn Petersen hinterher. Na gut, er würde sich schon nicht langweilen, und sein Weg führte in den vierten Stock. Kantine ...


Kaeseigel


Dort arbeitete die bodenständige Heli. Seit vielen Jahren gehörte sie zum Personal (das Gehalt wurde stets pünktlich gezahlt und die Leute waren immer nett). Sie befüllte gerade einen Geschirrkorb, als ihr ein paar Glasteller aus den Händen rutschten und in tausend winzige Teilchen zersprangen. "So ein Mist", schimpfte sie … also erst einmal auffegen. Dann blinkten alle Lampen am Geschirrspüler, und er quittierte seinen Dienst. Klasse, super toll. Heli rief einen Techniker an, spülte das Geschirr mit der Hand vor und machte Feierabend. Morgen ist auch noch ein Tag und bestimmt ein besserer ...


Aber der nächste Tag wurde nicht besser. Sie stolperte schon vor der Eingangstür über etwas nicht Sichtbares. Der Fahrstuhl blieb plötzlich stecken, und dazu hatte sie noch den Generalschlüssel für die Konferenzräume verloren. Alles Dinge, die ihr nie passierten. Na gut, der nächste Tag würde besser werden.


Aber auch dieser Tag war ein Alptraum! Nachdem der Geschirrspüler wieder heil war, streikte die Kaffeemaschine. Die Kollegen aus den anderen Häusern beschwerten sich über defekte Küchengeräte und versagende Cola- und Süßigkeitenautomaten. Zum Glück sie fand den verlorenen Generalschlüssel wieder, dafür fehlte nun der vom eigenen Auto … also mit dem Bus nach Hause. So vergingen die Tage und Heli's Selbstbewusstsein bekam einen gewaltigen Knacks. Zu Hause dachte sie über Ihre Pannen nach, aber es gab einfach keine Erklärung für Wasser ja sogar kalten Kaffee in Kaffeekannen oder falsch erlesene Termine.


Groenland 1869


Zum Glück ging es nicht nur ihr so. Die anderen Kolleginnen hatten auch einen schlechten Lauf (es wurden zu viele Obstteller hergestellt, der PC verweigerte einfach seinen Dienst, oder der Eierkocher fiel aus). Heli ging gern zur Arbeit, aber nun stand sie manchmal vor der Eingangstür und überlegte, ob sie nicht wieder nach Hause fahren sollte. Die ständigen Entschuldigungen für Fehler, die einfach so passierten, rieben sie auf. Aber niemand, nicht einmal ihre Freundinnen konnten helfen.


Es war inzwischen Anfang August, und Heli hatte eine kleine Wohnung in Strandnähe gefunden. Also beschloss sie nach dem harten Arbeitstag erst einmal zum Baden zu gehen. Das Wasser war herrlich, und Heli liebte es mit "Augen auf" nach Muscheln zu tauchen. Wer weiß, vielleicht lag es an dem Meerwasser, der warmen Sonne oder dem blauen Himmel, jedenfalls gelang es ihr Gruno am nächsten Tag, kurz vor Feierabend, in der Vorratskammer zu sehen. Er war gerade damit beschäftigt Milchpackungen aufzustechen, als Heli hereinkam und rief: "Hallo, was machen Sie denn da?"


Die Kammer war klein und eng und Gruno hatte einen Gesichtsausdruck, den frau nicht beschreiben kann. Wieso konnte Heli, sein Lieblingsopfer, ihn plötzlich sehen? Und warum gefiel ihm das? Erst einmal dreimal Luft holen und lächeln. Das half immer … und dieses Mal auch, denn Heli war nicht bange und wartete auf eine gute Erklärung, die sie sofort von dem Kobold bekam. Aber er sprach die Sprache der Insel Föhr, genannt Ferring. Heli verstand nicht alles, aber mit Händen und Füßen und ein wenig Hochdeutsch kamen die beiden zurecht.


Eine Stunde später hockten sie immer noch zusammen und sprachen über alte Zeiten. Heli wurde langsam sehr müde und entschied nach Hause zu fahren. Gruno versprach ihr, keinen Unsinn zu machen, und so endete der aufregende Tag friedlich und entspannt.


Kongsberg Harpune


In dieser Nacht konnte Heli endlich wieder einmal tief und fest schlafen, und am Morgen traf sie sich wieder mit dem Kobold. Unsichtbar für alle anderen begleitete er Heli den ganzen Tag. Er genoss ihre Lebendigkeit und die Einsamkeit verflog ein wenig. Der Freitag kam und Helis Urlaub stand an. Sie mochte ihn nicht allein in der Firma lassen ... wer weiß, was er dann wieder anstellen würde? Ihr Freund Jan plante eine Geburtstagsparty am Strand und Heli lud Gruno dazu ein. Yippie, prima! Aber er hatte nichts zum Anziehen. Da musste Heli lachen und sagte: "Niemand kann dich sehen, und ich finde dein Robbenfelloutfit echt hipp". Gruno zögerte einen Moment, aber dann nahm er Heli's Einladung an und fuhr mit ihr nach Hause. Die Wohnung war klein, aber urgemütlich und Gruno bekam den großen Dachboden als Gästezimmer eingerichtet. Er brauchte nicht viel außer Gesellschaft und ein ausgiebiges Bad, und so hatten zwei so völlig verschiedene Lebensarten einen tollen Freitagabend.


Am Samstag fuhren beide ins Freilichtmuseum und als Gruno dort das alte Walfängerhaus sah, das seinem eigenen so sehr ähnelt, fing er das erste Mal seit Jahrhunderten an bitterlich zu weinen. Heli klopfte ihm auf die Schulter und sagte: "Alles wird gut". Sie konnte ihm nur hilfreich zur Seite stehen und seinen Rücken stärken. Leben, musste er allein.


Ein lauer Sommerabend begann, und die Party am Strand war ein voller Erfolg. Der Sonnenuntergang war von klassischer Schönheit, und Gruno ging zum Wasser um einen besseren Blick auf das Meer zu haben. Da sah er sie. Er wollte seinen Augen nicht trauen...eine Meerminne saß auf den alten verrosteten Spundwänden. Sie hatte einen großen Spieß aus Nacktschnecken als Abendsnack gewählt und war nun dabei, den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Wow, dachte Gruno, was für eine hübsche, tolle Frau, genau meine Liga! Er ging den direkten Weg durch das Wasser, um sich der Lady vorzustellen, und tatsächlich sah und verstand sie ihn und sein Herz fing an zu hüpfen. Der Verstand setzte aus und eigentlich starrte er nur noch auf ihre langen, in der Sonne grün-golden leuchtenden Haare. Ohne Worte … Gruno war plötzlich verliebt.


Sundown


"Hey Walfängerkobold, warum starrst Du mich so an, habe ich eine große Warze auf der Nase oder erkennst Du mich etwa wieder?" "Wieso wiedererkennen? Wann haben wir uns denn schon einmal gesehen?" "Na damals, kurz bevor dein Schiff versunken ist. Meine Schwestern und ich, wir haben dich gewarnt und du hast uns ausgelacht". Ups … das lief ja nicht so toll. "Entschuldige bitte, das war nicht so gemeint und ich habe meine Strafe dafür schon bekommen". "Oh ja, das stimmt wohl! Mein Name ist Merrit." "Das ist aber ein schöner Name, ich heiße Gruno". Merrit winkte ihm kurz zu, und schon war sie im Meer verschwunden. Das fand der Verliebte nun wirklich schade. Er hätte noch Stunden mit ihr reden können ...


Die Party war zu Ende. Jan war noch mit der Müllentsorgung beschäftigt, als Heli bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Gruno stand neben ihr und hatte ein ganz spezielles Dauergrinsen im Gesicht. Das machte ihr ein wenig Angst und sie fragte: " Hey, Seemann, alles o.k. bei dir oder muss ich mir Sorgen machen?" "O.k. kenne ich nicht, aber ich glaube ich habe mich gerade verliebt!" "Wie verliebt?" Heli hatte nichts bemerkt und Gruno sagte nur: "Ich bleibe hier". "Gut", sagte Heli, "aber ich möchte morgen die ganze Geschichte hören", und Gruno blieb am Strand zurück.


Garden


Stunde um Stunde verging, aber Merrit zeigte sich nicht. Sie wohnte auf einem alten verlassenen Fischkutter in Möltenort und fand keinen Schlaf. Immer wieder dachte sie an den Walfänger und an seine Augen. Dieses reine blau hatte sie nur in Friesland gesehen. Plötzlich bekam sie schreckliches Heimweh. Damals als der Nord-Ostsee-Kanal eröffnet wurde schwamm sie neugierig als erste Meerminne mit dem kaiserlichen Schiffskonvoi durch ihn hindurch, und sie verliebte sich in die Ostsee. Seitdem besuchte sie ihre Schwestern nur noch zu Weihnachten und den Geburtstagen. Merrit hatte einen sehr guten Ruf als Meerestierärztin. Wale, sowie Delphine kamen nur ihretwegen in die Kieler Förde um sich heilen zu lassen und dennoch wollte sie diesen Mann wiedersehen (ja, ja, die Liebe).


Heli besuchte Gruno am nächsten Nachmittag. Neugierig lauschte sie seinen Worten und plötzlich fiel ihr auf, dass Gruno es ernst meinte. Er wollte mit der Vergangenheit abschließen und sich eine neue Zukunft aufbauen … mit Merrit. Tja, und die musste er nur noch finden und erobern. Er blieb am Strand und aus den Stunden wurden Tage. Merrit, die ihn dort stehen sah, war sehr beeindruckt von seiner Hartnäckigkeit. Sie traute sich nicht an ihn heran und so bat sie Emma, eine schnatternde Möwe, um einen Gefallen. "Ahoi Kapitän, heute Nachmittag lädt dich die Lady Merrit zum Tee ein.", schrie die Möwe ihn an. "Komm, ich zeige dir den Weg." Das ließ sich der Verliebte nicht zweimal sagen, und schon war er auf dem Weg in ein neues Leben.


Das erste Date ist immer eine Herausforderung, aber diese beiden verstanden sich auf Anhieb und der Nachmittag verging viel zu schnell. Glücklich und beschwingt ging er am Abend Heli besuchen, und ihr gefiel was sie hörte. "Gut gemacht Seemann, und wann trefft ihr euch wieder?" "Schon morgen früh und bis dahin brauche ich etwas Modernes zum Anziehen. Haha. Sonst denkt die Dame noch ich stamme aus dem Mittelalter". "Gute Idee, ich habe noch Sachen von meinem Sohn im Schrank. Die kannst Du anprobieren." Gesagt, getan und Gruno sah einfach klasse aus. Glücklich und zufrieden schlief er in dieser Nacht auf dem Dachboden ein.


Merrit und Gruno wohnen inzwischen zusammen und denken über eine Hochzeit nach ... und da Fabelwesen nicht sterben, leben sie glücklich, lachend und frei bis in alle Ewigkeit.


... Ende ...


… und Heli? Ja, ihr Urlaub ist vorbei, und die Arbeit macht wieder Spaß. Sie freut sich auf die Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehen der Firma. Sie hat Gruno versprochen, dass er zum Empfang mitkommen kann … ein guter Tag.



- Im Umbau -
Zum Märchen gibt es die Photoserie "Friesland".



Meerminnen
Meerminnen sind Dämonenwesen der See, weiblichen Geschlechts, sie können schön singen und auch fliegen. Schon die Alten kannten sie und nannten sie Sirenen. Sie sind den Nixen verwandt, haben fischgrätige Zähne und meergrüne Haare. Oft sind die Meerminnen Unheilverkünderinnen geworden, doch sie können auch Glück bringen. (Aus "Deutsches Sagenbuch" von Ludwig Bechstein)


Bildnachweise

  • Bild 1 – Haus des Sylter Walfang-Kapitäns Lorens de Hahn, erbaut 1699. Den Eingang zieren die Unterkieferknochen eines Wals. Freilichtmuseum Molfsee
  • Bild 2 – Kirche St. Laurentii in Süderende auf Föhr. Hier war Richardus Petri aus Dagebüll von 1620 – 1678 Pastor. Vielleicht wäre er lieber Seefahrer geworden, denn kurz nach seinem Amtsantritt gründete er eine Schule für Seefahrt, an der die jungen Föhrer Männer während der Winterzeit eine nautische Ausbildung erhalten konnten. Dieses Beispiel machte im wahrsten Sinne des Wortes Schule, denn bald fanden sich solche Einrichtungen in ganz Friesland. Die gute Ausbildung war der Grundstein für den enormen Reichtum der Friesen. Denn von nun an mussten sie nicht mehr als einfache Matrosen anheuern, sie konnten als gutbezahlte Steuerleute und Kapitäne auf Fahrt gehen. Die Schulen wurden 1870 von den jetzt herrschenden Preußen verboten.
  • Bild 3 - Wandverzierung aus kostbaren Delfter Kacheln in einem Friesenhaus
  • Bild 4 - 21. Februar - Biikebrennen im Husumer Dockkoog
  • Bild 5 - Ein Käseigel. Ellen Scheel 2016
  • Bild 6 - Segelschiff vor Grönland 1869. Sammlung "International Museum of Photography", George Eastman House, New York
  • Bild 7 - Norwegische Kongsberg Walfang-Harpune, Baujahr 1928
  • Bild 8 - Kurz nach Sonnenuntergang an der Kieler Förde
  • Bild 9 - "Wassergarten". Delfzijl / Niederlande


Ellen Scheel


Alle Rechte vorbehalten - © Ellen Scheel 2016



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Dabei geht es in rasantem Tempo durch alle möglichen Zeiten und Schauplätze: Wir besuchen Neptuns Reich, eine einfache Firmenkantine oder geheime Ritualplätze längst verstorbener Wesen. Oder wir befinden uns zwischen randalierenden Geistern verstorbener Seeleute auf einem Campingplatz, bei einem wilden Flugrennen feierlustiger Hexen, oder auf einer verwunschenen Burg im hohen Norden ... Oder im Second Hand Laden, gleich um die Ecke.

13 moderne Märchen, zum Schmunzeln und mit augenzwinkernder Moral.


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