Noch mehr Mondgedichte

Inhalt
An den Mond - Johann Wolfgang von Goethe
Der Mond - Johann Gottfried Herder
Guter Mond - (teilweise von) Karl Enslin
Mondnacht - Joseph Freiherr von Eichendorff


An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß,
Nimmer werd ich froh,
So verrauschte Scherz und Kuß,
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal
Was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst,
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht.
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.

(Johann Wolfgang von Goethe)


Der Mond

Und grämt dich, Edler, noch ein Wort
Der kleinen Neidgesellen?
Der hohe Mond, er leuchtet dort,
Und lässt die Hunde bellen
Und schweigt und wandelt ruhig fort,
Was Nacht ist, aufzuhellen.

(Johann Gottfried Herder)


Guter Mond

Guter Mond, du gehst so stille
Durch die Abendwolken hin.
Deines Schöpfers weiser Wille
Hieß auf jene Bahn dich zieh'n.
Leuchte freundlich jedem Müden
In das stille Kämmerlein
Und dein Schimmer gieße Frieden
Ins bedrängte Herz hinein!

Guter Mond, o gieße Frieden
In das arme Menschenherz.
Wende von dem Schmerz hienieden
Uns're Seele himmelwärts.
Mild und freundlich schaust du nieder
Von des Himmels blauem Zelt,
Und es tönen unsre Lieder
Hell hinauf zum Herrn der Welt.

Guter Mond du wandelst leise
An dem blauen Himmelszelt,
Wo dich Gott zu seinem Preise
Hat als Leuchte hingestellt
Blicke traulich zu uns nieder
Durch die Nacht aufs Erdenrund.
Als ein treuer Menschenhüter
Tust du Gottes Liebe kund.

Guter Mond, dir will ich's sagen,
Was mein banges Herze kränkt,
Und an wen mit bittren Klagen
Die betrübte Seele denkt!
Guter Mond, du kannst es wissen,
Weil du so verschwiegen bist,
Warum meine Tränen fließen
Und mein Herz so traurig ist.

Ach, daß auch in uns're Herzen
Himmelsruhe zöge ein,
Daß wir immer frei von Schmerzen,
Stets zufrieden möchten sein!
Sanft umströmet uns dein Schimmer,
Klarer milder Mondenschein
Menscheherz, o daß du immer
Wärst wie dieses Licht so rein!

---

Dort bei jenem kleinen Tale,
Wo die dunklen Bäume stehn,
Nah bei jenem Wasserfalle
Wirst du meine Hütte sehn.
Geh durch Wälder, Bach und Wiesen,
Blicke sanft durchs Fenster hin,
So erblickest du Elisen,
Aller Mädchen Königin.

Nicht in Gold und nicht in Seide
Wirst du dieses Mädchen sehn,
Nur im schlichten weißen Kleide
Pflegt mein Mädchen stets zu gehn.
Nicht vom Adel, nicht vom Stande,
Wen man sonst so hoch verehrt,
Nicht vom eitlen Mode-Tande
Hat mein Mädchen seinen Wert.

Nur ihr Reiz, ihr gutes Herze,
Macht sie liebenswert bei mir,
Gut im Ernste, froh im Scherze,
Jeder Zug ist gut an ihr.
Ausdrucksvoll sind die Gebärden,
Froh und heiter ist ihr Blick,
Kurz, von ihr geliebt zu werden,
Halt ich für das größte Glück.

Mond, du Freund der reinsten Triebe,
Schleich dich in ihr Kämmerlein;
Sag es ihr, daß ich sie liebe
Und daß sie nur ganz allein
Mein Vergnügen, meine Freude,
Meine Lust, mein Alles ist,
Daß ich gerne mit ihr leide,
Wenn ihr Aug' in Tränen fließt.

Daß ich aber schon gebunden,
Und nur leider! zu geschwind
Meine süßen Freiheitsstunden
Schon für mich entschwunden sind;
Und daß ich nicht ohne Sünde
Lieben könne in der Welt.
Lauf und sag's dem guten Kinde,
Ob ihr diese Lieb' gefällt?

(teilweise von Karl Enslin)


Mondnacht

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

(Joseph Freiherr von Eichendorff, 1835)

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