Aktion bei der Maritimen Konferenz in Hamburg
Der Hammer fliegt, Glas splittert. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) zerschlägt mit einem Riesenhammer ein Buddelschiff nach dem anderen. Die Schiffe zeigen Traditionssegler wie die "Roald Amundsen", die "Nobile" oder die "Petrine". Und Bundeskanzlerin Angela Merkel steht daneben und sieht zu.
Wenige Minuten zuvor wurden die Zuschauenden Zeugen eines kollektiven Schiffesterbens als mehrere kostümierte Aktivist*innen in sich zusammensinken. Dieses Bild inszenieren Aktive aus der Traditionsschiffsszene direkt vor der Tür der Hamburger Handelskammer, wenn am Dienstag den 4. April die 10. Maritime Konferenz eröffnet wird.
Appell an Angela Merkel
"Für uns ist das ein perfektes Bild dafür, was passieren wird, wenn die neue Schiffssicherheitsverordnung in Kraft tritt", sagt Lukas Schruhl von der Crew der Jonas von Friedrichstadt. "Das bedeutet innerhalb von wenigen Monaten das Ende der allermeisten Traditionsschiffe in Deutschland. *Wir fordern Angela Merkel dringend auf, sich wie in den Koalitionsvereinbarungen festgelegt, für den Erhalt der Traditionsschifffahrt einzusetzen!"*
"Seit zwei Jahren haben wir und viele andere Schiffe uns mit fachlichen Anregungen in den Prozess eingebracht. Umso entsetzter waren wir, dass im August ein aktueller Entwurf öffentlich wurde, der nichts von unseren Anregungen aufgenommen hat.", sagt Sören Vollmann von der Lovis.*"Für uns ist das ein enorm wichtiger Punkt: Wir als Ehrenamtliche, fühlen uns hintergangen, unser Engagement wird nicht wertgeschätzt."*
Unterstützung kommt vom Bundesrat sowie den Länder- und Städteparlamenten
2013 war der Konflikt um die Zukunft der Traditionsschiffe schon einmal hochgekocht und heftig in der Öffentlichkeit diskutiert worden. Nachdem das Ziel, die Zukunft der Traditionsschifffahrt sicherzustellen, Eingang in die Koalitionsvereinbarungen gefunden hat, schien alles auf einem guten Weg. Offenbar ein Trugschluss: Der neue Entwurf lässt bei den Betreiber_innen der Schiffe alle Alarmglocken läuten. Das sehen auch das Bundesfamilien- und Bundeswirtschaftsministerium so, die beim Verkehrsministerium ihre Bedenken angemeldet haben. Und: Die Parlamente der Küstenbundesländer, der Hansestadt Greifswald und auch der Bundesrat haben das Verkehrsministerium bereits dazu aufgefordert, den fehlenden Dialog mit den Schiffen nachzuholen. Bisher ohne Erfolg.
Ein großer Kritikpunkt an der Verordnung: Sie orientiert sich sowohl bei technischen als auch bei Besatzungsfragen, an Standards der Berufsschifffahrt. Und die sind für die ehrenamtlich betriebenen Schiffe mit historischer Bausubstanz in der Summe nicht umsetzbar. Wenn jetzt nicht interveniert wird, ist der Verlust eines wertvollen Kulturguts das Ergebnis.
Link: www.traditionsschiffe.info
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