(mk/ra) Unternehmen wollen mit dem Lockmittel der Arbeitsplatzschaffung still ein Großgewerbegebiet durchsetzen +++ Neben Belt-Tunnel-Baustelle unerträgliche Zusatzbelastungen für ganz Fehmarn befürchtet +++ "Für jeden angeblichen Neuarbeitsplatz würden etliche Arbeitsplätze im Tourismus sterben" +++ "Unternehmen können ohne das Areal vom Tunnel-Bau profitieren. Es ist absolut überflüssig"
Gegen das auf Fehmarn geplante 15 Hektar und damit mehr als 33 Fußballfelder große Industrieareal baut sich massiver Widerstand auf. Eine Reihe von fehmarnschen Familien, Urlaubern und Vermietern hat die Initiative "Bewahrt Fehmarn!" gestartet und ruft Fehmaraner sowie Urlauber dazu auf, jetzt aufzustehen und gegen das Vorhaben aktiv zu werden. Das Mammutvorhaben des Industrieareals haben die Stadtvertreter – veranlasst durch ein paar Unternehmen – schon auf den Weg gebracht. In einigen Monaten könnte es genehmigt sein. Derzeit wird es im Fachbereich Bauen und Häfen der Stadt Fehmarn bearbeitet.
Großgebäude, Lärm, Müllzwischenlagerung und Versiegelung von fast 15 Hektar, die jetzt noch Idylle sind
Auf dem riesigen Gelände im Nordosten der Insel – derzeit befinden sich dort Felder, Natur und Fahrradwege – wollen die Unternehmen vom Tunnel-Bau profitieren. Es wäre ein Industrieareal zusätzlich zu der eigentlichen Belt-Tunnel-Baustelle und damit aus Sicht der aktiv Gewordenen eine "weitere, eine zusätzliche Wunde, die der Insel geschlagen würde" sowie eine "unerträgliche Zusatzbelastung". Nach jetziger Planung sollen 90% der Riesenfläche versiegelt werden dürfen, Müllzwischenlagerung, Metallbau, Groß- und Industriegebäude könnten genehmigt werden. Befürchtet werden eine Lärm-, Geruchs- und nächtliche, weithin strahlende Lichtbelästigung, ein Verlust von Lebens- und Erholungsqualität, dem Tourismus schadende imageschädigende Bilder sowie das Wegbleiben von Urlaubern.
Mirko Kaminski, gebürtiger Fehmaraner und einer der Aktiven: "Diese Pläne für ein Industrieareal sollten bei jedem das Fass zum Überlaufen bringen. Von der erdrutschartig abnehmenden Lebensqualität abgesehen: Bilder von dem Industrieareal zusätzlich zu denen von der Tunnel-Großbaustelle würden über Jahre bestimmen, wie Fehmarn bundesweit wahrgenommen wird. Und auch der Westen und Süden der Insel würden auf verschiedene Weise mittel- oder unmittelbar betroffen und beeinträchtigt sein. Es wäre ein Industrietumor, der im gesunden fehmarnschen Körper weit streuen und den Charakter der Urlaubsinsel zersetzen würden."
Angeblich entstehende Arbeitsplätze wären ein "vergiftetes Geschenk"
Das Versprechen, es würden auf dem Industrieareal Arbeitsplätze entstehen, betrachten die sich dagegen Engagierenden als "vergiftetes Geschenk". Rainer Ackermann, Vermieter in Marienleuchte und ebenfalls in der Initiative aktiv: "Die Tunnel-Großbaustelle und jetzt noch das Industrieareal würden bundesweit mit Fehmarn in Verbindung gebracht werden. Schon jetzt sagen mir Urlauber, dass sie auf Urlaubsorte im Osten Deutschlands ausweichen würden. Für jeden Arbeitsplatz, der auf dem Industrieareal angeblich entstehen soll, würden etliche Arbeitsplätze im Tourismus und anderswo auf Fehmarn sterben."
Zudem hätten Experten für Großbauprojekte der Initiative mitgeteilt, dass man solch ein Areal überhaupt nicht benötigen würde, um als Unternehmen von den Tunnel-Bau zu profitieren. Das ganze geplante Industriegebiet sei daher absolut überflüssig. Und auch das Argument, das Industrieareal sei nur 'temporär' und an das Bestehen der Belt-Tunnel-Baustelle geknüpft, lässt die Initiative nicht gelten. Rainer Ackermann: "Wir alle wissen, dass Großbauten – und das Industrieareal wäre ja zunächst einmal an die Tunnel-Baustelle gekoppelt – viel länger dauern als geplant. Und wer hier ‚temporär’ sagt, meint eigentlich ein Generationenprojekt. Vielleicht gäbe es einen kurzfristigen Nutzen für einige wenige Unternehmer, aber gleichzeitig einen langfristig enorm schmerzhaften Schaden für so viele, die auf Fehmarn leben, Urlaub machen, hier ihr Geld verdienen und Fehmarn schlichtweg lieben."
Schon Ende August Information und Anhörung der Öffentlichkeit – www.bewahrt-fehmarn.de stellt Mittel zur Verfügung, selbst aktiv zu werden
Die gegen dieses Großvorhaben auf Fehmarn aktiv Gewordenen haben im Internet www.bewahrt-fehmarn.de gestartet, wo es neben Kerninformationen auch eine einfache Anleitung gibt, sich an die Politik und Verwaltung zu wenden und etwas gegen das geplante Industrieareal zu tun. Auch eine Online-Petition gehört dazu. Jede Stimme zähle und könne etwas bewirken, heißt es von der Initiative. Daneben starten eine Facebook- und Twitter-Kampagne. Schon Ende August soll die Öffentlichkeit im Rahmen des Genehmigungsprozesses angehört werden. "Jeder, dem Fehmarn am Herzen liegt, sollte sagen, was er von diesem Wahnwitz hält. Auch diejenigen, die sich sonst nicht unbedingt politisch engagieren. Irgendwann reicht es", so Rainer Ackermann.
Link: www.bewahrt-fehmarn.de
Photo: Der Hafen von Burg auf Fehmarn
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