Spätestens in diesem Monat wird mein treues und zuverlässiges Dienstfahrzeug 65 Jahre alt. Woher ich das bei einem Fahrrad weiss? Die Kieler Manufaktur, die dieses Meisterstück hergestellt hat, hiess von ihrer Gründung im Jahr 1950 bis März 1952 "Wilhelm Grohmann". Danach benannte sie sich in "Wigro" um. Die Hollandräder dieser Firma sind so haltbar und robust, dass sie noch heute gebraucht zu guten Preisen gehandelt werden. Die Firma selber mit Sitz in der Alten Lübecker Chaussee musste 2003 schliessen. Die massenhafte industrielle Billig-Produktion von Drahteseln hat die gute Handarbeit in die Knie gezwungen.
Man sieht es ihm nicht an: Mein Pirol ist noch bestens in Schuss. Er fährt wie eine Eins und hängt trotz seines hohen Gewichtes Fahrräder ab, die eigentlich schneller sein müssten. Das meiste ist originalgetreu erhalten, und so wird es auch bleiben. Selbst, wenn es etwas schäbig aussieht und jedem unwissenden Fahrraddieb nur einen müden Blick entlocken kann. Aber Kenner der Materie wissen, was sie da vor sich haben: eine echte Rarität. Grohmann ist Legende, ein Stück Industriegeschichte.
Um Verkehrssicherheit und Komfort zu erhalten, mussten einige Teile natürlich getauscht werden. Felgen und Reifen sind neu. Neu sind auch Pedalen und Tretlager, optimal eingestellt und leichtgängig. Für mehr Fahrkomfort sorgt eine Dreigang-Schaltung. Und für die kleine Portion mehr an Schmackes habe ich das vordere Zahnrad gegen ein größeres getauscht. Für mein empfindsames Hinterteil musste der Sattel getauscht werden. Spiralfedern im Allerwertesten, da kommt wahrscheinlich kein Fahrspaß auf.
Der Grohmann Pirol, ein langlebiges Schmuckstück, das sich vielleicht sogar noch vererben lässt. Auf jeden Fall erhöht es die Vorfreude auf den Sommer ganz gewaltig. Denn dieser Vogel hat mich in den letzten 14 Jahren zu vielen, schönen Plätzen getragen. Für den kleinen Einkauf ist er natürlich auch zu gebrauchen.
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