(tw) So manch einem Urlauber ist er schon an der Nordsee begegnet, der Seemannsgarn. Gerne wird beim Klönschnack ab und an mal Seemannsgarn gesponnen. Die Geschichten liegen irgendwo zwischen Wahrheit und Phantasie, stets undurchsichtig, aber glaubhaft erzählt. Man weiß nie so genau, ob man auf den Arm genommen wird oder nicht, unterhaltsam sind sie allemal.
Woher kommt der Begriff "Seemannsgarn"? In früherer Zeit wurden Leinen und Trosse mit Schiemannsgarn umwickelt, welches aus altem Tauwerk gewonnen wurde. Schiemannsgarn spinnen war auf Segelschiffen eine untergeordnete, eintönige Aufgabe. Weil sie so langweilig war, erzählten sich die Seeleute, was sie erlebt hatten und worüber sie sich Gedanken machten. Döntjes und ein großzügiger Umgang mit der Wahrheit inklusive. Mit der Zeit bekam Schiemannsgarn spinnen eine neue Bedeutung, die Geschichten wurden zur Hauptsache, die Arbeit zur Nebensache. Später ersetzte "Seemannsgarn spinnen" die alte Redewendung.
In illustrer Runde, beim Pharisäer oder Köm, werden auch heute noch gerne ab und an Geschichten gesponnen oder die alten Geschichten erzählt. Gäste können dies bei Lesungen, aber auch Stadtführungen und Wattwanderungen erleben. Einige der bekanntesten Geschichten ranken sich um den "Blanken Hans", in der Seemannssprache die Bezeichnung, wenn Sturmfluten die Deiche bedrohen.
Eines der bedeutendsten Werke zum Blanken Hans stammt von Detlev von Liliencron: "Trutz, Blanke Hans". In dem Gedicht wird der Untergang Rungholts beschrieben. Ein Ort, um den sich viele Mythen und viel Seemannsgarn ranken. Sagenhaft reich sollen die Bewohner gewesen sein. Ist Rungholt das verschollene Atlantis? Hat ein Ungeheuer Rungholt und die Insel Strand zerstört? War die Sturmflut, der Blanke Hans, eine Strafe Gottes für die Gotteslästerlichkeit der Stadt?
Das kleine, nordfriesische Hafenstädtchen war ein bedeutender Handelsort auf Strand. Bei den beiden großen Sturmfluten 1362 und 1634 ging ein Großteil der Insel Strands inklusive Rungholt unter, übrig blieben die heutigen Inseln Pellworm, Nordstrand sowie die Halligen. Noch heute findet man Reste der versunkenen Stadt Rungholt, die Legenden und eine Menge Seemannsgarn fördern. Die spannenden Geschichten rund um Rungholt können bei einer Wattwanderung im Rungholtwatt erlebt werden.
Webseite: www.lust-auf-nordstrand.de
Geschichten hinter der Geschichte auf der historischen Stadtführung in Wesselburen Vieles, was sich früher wohl ereignet haben mag, wurde zunächst nur mündlich überliefert. Dadurch wurde der einen oder anderen Geschichte so manches hinzugefügt, was wohl nicht der Wahrheit entsprach. Anderes hingegen lässt sich durch unterschiedliche historische Unterlagen belegen und entpuppt sich erstaunlicherweise als wahr.
In Wesselburen gibt es von beiden Arten mehrere Geschichten zu berichten. So soll es in dem vermutlich ältesten Haus in Wesselburen einen Schatz gegeben haben, den Luzifer persönlich bewachte:
Einst sollte ein großes Fest gefeiert werden. Die Hausherrin schickte die Magd in den Keller, das Geschirr zu holen. Als sie den gedeckten Tisch dann kontrollieren wollte, wollte sie ihren Augen nicht trauen: auf dem Tisch standen Teller aus Gold! Zu Tode erschrocken rief die Hausherrin die Magd und fragte sie, woher sie die goldenen Teller hätte. Die Magd antwortete, die hätten doch in der Kammer im Keller gestanden. "Sofort bringst du die Teller wieder runter!", fuhr sie die Hausherrin an. Verunsichert trug die Magd also die Teller wieder in die Kammer, und gerade, als sie diese wieder verlassen wollte, schloss sich die Tür wie durch Geisterhand und erwischt die Magd noch am Rock. Da bekam auch die Magd einen furchtbaren Schreck und lief schreiend die Kellertreppe hinauf.
Die Kammer und den Schatz aber hat man bis heute nicht gefunden.
Diese und weitere Geschichten hinter der Geschichte erfahren Besucher auf der historischen Stadtführung in Wesselburen: www.wesselburen-ferien.de
Veranstaltungen und Erzählungen rund um das Thema "Seemannsgarn" gibt es im Veranstaltungskalender: www.nordseetourismus.de
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