(hk) Schon das Museumsgebäude ist aussergewöhnlich. Diese Ausstelllung der besonderen Art befindet sich in einem alten Hochbunker im Kieler Stadtteil Dietrichsdorf. Im Zweiten Weltkrieg bot der Bunker den Arbeitern der nebenan gelegenen Werft Schutz bei Luftangriffen. Heute beherbergt der Betonklotz eine einzigartige Sammlung an technischen Relikten. Auf jeder der drei Etagen wird eine andere Epoche der Datenverarbeitung gezeigt. Es beginnt bereits im 17. Jahrhundert mit den Vorläufern heutiger Rechenmaschinen und endet bei modernen Großrechnern und Heim-Computern. Empfangen werden die Besucher mit einem Film über die Entstehungsgeschichte der elektronischen Datenverarbeitung. Dann kann das Stöbern losgehen.
Schon lange vor unserem elektronischen Zeitalter gab es Bemühungen, das Lösen von Rechenaufgaben zu vereinfachen. Das Photo zeigt eine Schickard-Maschine. Sie wurde 1623 konstruiert. Das Gerät im Museum ist ein Nachbau.
Ein Großrechner aus Deutschland: Der Zuse Z22 wurde 1955 zum ersten in Röhrentechnik gebauten Computer der Firma. Konrad Zuse (22.6.1910 - 18.12.1995) gilt als der deutsche Computer-Pionier schlechthin. Mit dem Z3 schuf er 1941 den ersten funktionsfähigen Computer der Welt. Er arbeitete vollautomatisch, programmgesteuert und frei programmierbar in binärer Gleitkommarechnung. Seinen ersten Rechner, den Z1 stellte Zuse noch in der Wohnung seiner Eltern her. Er wurde bei einem Bombenangriff vollständig zerstört. Alle im Museum zu sehenden Geräte der Zuse KG stehen heute unter Denkmalschutz.
Die ersten Festplatten: Dieser Plattenspeicher IBM 3390 kam im Jahr 1990 auf den Markt. Die Scheiben eines Satzes fassen 3,8 Gigabyte. Verglichen mit heutigen Massenspeichern kosteten diese klobigen Teile ein kleines Vermögen: Die damaligen Preise lagen zwischen 50.000 und 100.000 Dollar.
Sie waren vor allem bei Musikern beliebt: Die Rechner 512 ST und die größeren Brüder der 1024 und Mega ST Serie der Firma Atari besaßen eine interne MIDI-Schnittstelle. So konnten Kosten für teures Zubehör zum Anschliessen von Instrumenten gespart werden.
Sie waren ein Quantensprung bei den Heim-Computern: 1985 kam der AMIGA 500 auf den Markt, bis heute ist er der meistverkaufte Heim-Computer überhaupt. Anders an diesen Geräten ist, dass sie von vorneherein drei Co-Prozessoren eingebaut hatten, die für spezielle Aufgaben zuständig waren und so den Hauptprozessor unterstützen und entlasten konnten. Daher lief ein AMIGA deutlich schneller und flüssiger als nominell sehr viel schnellere "IBM-Kompatible". Für Staunen sorgten vor allem ihre graphischen Fähigkeiten. Alle Rechner der Serie konnten dazu mit Erweiterungen sehr schnell aufgerüstet werden. Auf dem Photo eines der Flaggsschiffe aus der Serie, ein AMIGA 3000.
Auch Zubehör wird im Museum gezeigt. In rot-durchsichtig und silber-blau der legendäre Joystick "Competition PRO". Er ist heute noch für seine Robustheit und Präzision bekannt. Im linken Teil die Ur-Ahnen der Datenübertragung: Akustik-Koppler. Sie wurden an der einen Seite mit dem Computer verbunden. In die beiden Öffnungen wurde ein Telefonhörer gedrückt. Im Gerät selber wurden die digitalen Signale des Rechners in analoge Signale für das Telefonnetz umgewandelt und umgekehrt. Daher auch der andere Name Modem, diese Abkürzung steht für Modulator - Demodulator. Die Geschwindigkeiten in der damaligen Datenübertragung waren eher minimal. Alleine die Übertragung eines Photos in mittlerer Auflösung konnte Stunden dauern. Dabei konnten auch die Kosten immens werden. Zu Zeiten dieser Geräte und der ersten Modems rechnete die Deutsche Bundespost ihre Telefoneinheiten noch im Acht-Minuten-Takt ab. Das Wort Flatrate war damals noch gar nicht erfunden.
Ein besonderes Schaustück: Dieser Projektor befand sich früher im Planetarium am Knooper Weg. Er projizierte den Sternenhimmel in eine halbrunde Kuppel.
Das Gebäude im Eichenbergskamp. Schon 1981 machte es sich der Verein "Schleswig-holsteinisches Museum für Rechen- und Schreibtechnik e. V." zur Aufgabe, technische Raritäten vor der Verschrottung zu retten. 1990 wurde die stark angewachsene Sammlung an die Fachhochschule Kiel übergeben, der Verein wurde umbenannt in den "Förderverein Computermuseum Kiel e.V.". Im Jahr 2006 kaufte die Fachhochschule den Hochbunker vom Bund, das Museum wurde schliesslich am 14. Juni 2011 eröffnet. 2013 erhielt das Museum als erstes in Schleswig-Holstein das Qualitätssiegel "ServiceQualität Deutschland".
Computermuseum Kiel / Planetarium Kiel
Fachhochschule Kiel, Sokratesplatz 6, 24149 Kiel
T. 0431 - 210-1741, Fax 210-1751
Web: www.computermuseum-kiel.de
E-Mail: service(at)computermuseum-kiel.de
Info und Reservierung: Di, Do, Fr 9 - 11 Uhr und Di 15 - 17 Uhr
Öffnungszeiten: Samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr
Kostenlose Führungen jeweils am ersten Samstag im Monat um 15:15 Uhr. Sonderführungen nach Vereinbarung.
Der Zugang zum Haus ist barrierefrei. Das Museum kann auch für (Firmen-) Veranstaltungen gebucht werden.
Per Bus erreichbar mit der Linie 11 der KVG, Haltestelle Fachhochschule.
Computermuseum Kiel
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